PLACEBO

Der Aspekt der Umweltvertraeglichkeit wird bis dato im Design meist materiell bzw herstellungstechnisch abgehandelt, damit bleibt die aesthetische Bewusstseinsbildung pro Nachhaltigkeit ausbaufaehig. Da Gefallen und Nichtgefallen nicht objektivierbar sind und das technisch mechanische Bewusstsein sich schwer tut im Umgang mit veraenderbaren, fluechtigen, subjektiven Formaten, wird aus Unsicherheit gegenueber der schweren Handhabbarkeit aesthetischer Werte zuweilen der technische Funktionswert a priori gesetzt. Erst darueber hinaus entsteht Raum fuer Aesthetik bis in Dimensionen hinauf, die im Kontext technischer Gebrauchs- und Funktionswerte leichter als absurd zu entlarven sind als in den sehr heterogenen Erscheinungsformen geschmacklich- aesthetischer, stimulativer Gebrauchswerte und Fernwirkungen. Eingebunden in den omnipraesenten konsumkulturellen Kontext ist es tatsaechlich Uebungssache sowohl funktionale als auch aesthetische Uebersaettigungen als solche wahrzunehmen. Da Geschmack und Stil als variabel gelten, sollte konsekutive auch die Mechanik von Begehrlichkeit und Kauf als erlernbar und trainierbar zu bewertet werden, das gilt sowohl auf individueller Ebene fuer die KundIn, professionell fuer die DesignerIn als auch oekonomisch fuer Hersteller/ Handel.

Dass die entwederoder Denkweise zunehmend durch eine sowohlalsauch Mentalitaet abgeloest wird, scheint hilfreich, um die Unterwuerfigkeit gegenueber modisch-aesthetischen Standards zu ueberwinden, die von opportunistischen Marktmachern diktiert wird. Die Ambivalenz zwischen Streben nach Sicherheit in der Gruppe einerseits und Freiheit als Individuum andererseits ist bekannt und sollte im Kontext Nachhaltigkeit eindeutig kontra Mainstream pro Individualitaet entschieden werden, das sollte in jedem einzelnen Entwurf evaluiert, trainiert und kommuniziert werden.

Gebrauchsspuren sind Mehrwert

Tadellosigkeit ist ein Makel

handmade-individual

am besten, wenn es garnicht reproduzierbar ist

customization

Veraenderbarkeit durch den Benutzer

nonkonform

den Weg fuer contra mainstream oeffnen

Gebrauchsspuren der besonderen Art, von Menschen fuer Menschen, bereichert nicht nur das Trafohaeuschen im Gruenen. Bewusstsein wird in hohem Masse aesthetisch gebildet, insofern kann die Ueberhoehung durch kosmetische Attribute zweckdienlich verstanden werden und der Mensch braucht Balsam fuer die Seele, sucht Schoenes und Angenehmes um sich herum ... Der grosse Traum von stars and stripes wird oft zitiert, auch heute noch, Zeiten in denen die Idee der Freiheit nicht zwangslaeufig mit Amerika verbunden wird. Die Farbensymbolik: Weiss = Reinheit/ Unschuld, Rot = Tapferkeit / Widerstandsfaehigkeit, Blau = Wachsamkeit/ Beharrlichkeit/ Gerechtigkeit. Mitten auf dem Land wirken solche Zitate fast fremd ....
Ein Potpourrie von Zitaten aus unterscheidlichsten Metiers finden wir in der Stadt haeufig, auf dem Land ist eine solche Dichte bemerkenswert: Wieder die amerikanische Flagge, diesmal in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem absoluten Halteverbotsschild, wirft hier die Frage auf, wieso die Farben diegleichen sind?! Die Rentengasse im Schulterschluss mit der DRK Werbung fuer Solidaritaet stellt direkt eine zweitere unbewusste Konnotation her.
Das Baumhaus bedeutete im Dschungel Sicherheit, weg vom Boden und weg von den wilden Tieren.

Als Zitat in der europaeischen Landschaft spiegelt es vielleicht den Traum von Leichtigkeit und Unabhaengigkeit. Was frueher den Kindern vorenthalten war, erhaelt in Zeiten von Kletterwaeldern und Baumkronenpfaden neuartige Erscheinungen: Heute wird vom Sommerwohnsitz bis zum Hotelzimmer so einiges in die Baeume gehaengt, was rein theoretisch eigentlich auch gut auf dem Boden haette stehen koennen. Es sind der Spirit, die Atmosphaere, die Idee, ein Gefuehl, eine Sehnsucht, die einen solch immensen Aufwand befluegeln. Dabei bleibt zu wuenschen, dass andere Konsum- und Luxusstandards davon gefaerbt werden, denn die Wahrscheinlichkeit, dass Strom-, Gas- und Wasserverbrauch sinken ist hoch, ein Baumhaus als produktgewordenes Plaedoyer fuer Komposttoiletten riecht fast selbstverstaendlich.

Das Motiv der Sonne steht international für Energie, Wachstum und Freude.

Als Ikone in Stahlrohr reproduziert und mit Verbotsschildern bekleckert, angerostet und durch die Toreinfassung wie in einen Kaefig gefangen, ueberlagert die Grundidee bestaendig alles Andere. Ein Klassiker in Kontexten, wo die Standartware fuer eine Absperrung - immer ein jailhouse look als Zitat der schwedischen Gardinen - nicht verfuegbar waren, insofern zum Glueck. Vielleicht hat sich solche Art von Glueck auch an anderen Stellen entwickelt, die wir in unserer Suche nach Reibungslosigkeit und Verfuegbarkeit wert zu schaetzen verlernt haben.

Gold steht fuer die Sonne und das Licht, die Reinheit, Bestaendigkeit und Weisheit aber auch zum Statussymbol für Reichtum und Ueberlegenheit. Es reicht die Faerbung aus der Spraydose, die selbst Kinder schon wert schaetzen und schon ist der Zauber am Start.
Erstaunlich, die gleichen Inhaltsstoffe nur in anderer Form veraendern den Geschmack, das wird jedenfalls so empfunden ganz unabhaengig davon ob es im Experiment verifizierbar ist oder nicht. Und das ist interessant, denn es geht nicht um die Reproduzierbarkeit, sondern der Mensch ist irrational und es geht um subjektives Erleben als faktische Qualitaet. Nicht mehr und nicht weniger.
quadratisch, praktisch, gut - soweit erklaeren sich die Rosetten. Aber die Anordnung der Schrauben bei der Klinke sind absolut bemerkenswert, nicht rational in den vier Ecken, sondern emotinal auf der Mitte jeder Seite.
Klar kann man auf diese Weise - natuerlich recht materialintensiv - den Lampenschirm haendisch dimmen, und das ist in Zeiten der Automatisation eine eigenstaendige Position. Ob es effizient ist bleibt dahingestellt, denn bei zuviel Licht einfach ein bisschen einzufangen (abzuschirmen) hoert sich weniger nachhaltig an, als von vorneherein nur die gewuenschte Menge zu erzeugen. Das Technische am Reisverschluss weicht bei dieser Art Haeufung etwas floralem in der Gesamtperformance, vielleicht kann man davon lernen ...
Das Medium Wasser ist bis heute noch nicht ganz geklaert - sagt man. Auf jeden Fall uebt es eine ungeheure Faszination auf den Menschen aus, auf Kinder genauso wie auf Erwachsene. Die Idee, dass es sich bei dem gesamtem Wasser auf dem Planeten um ein dezentralen Riesenorganismus handle ist gut, schon allein deswegen weil sie sich offensichtlich mit unserem gaengigen Weltbild reibt. Ob Wasser auch ein Gedaechtnis hat bleibt ebenso zu offen wie die Frage des inneren Zusammenhaltes.
Selbst so profane Dinge wie eine Steckdose lassen sich emotional aufladen. Wenn es gut gemacht ist erhoeht das die Langlebigkeit, weil die Beliebigkeit plakativ ausgeklappert wird und in diesem Falle garantiert die Einzigartigkeit bzw. Seltenheit an sich schon die Lanlebigkeit.
Das romantische und teils verklaerte Naturideal hat insbesondere im 80ger Jahre Design Freunde gefunden, die das Knueppelholz aus dem rustikal alpinen Kontext in die schrill grelle Moderne uebersetzt haben.
Spuren vom Schweissen bleiben Verletzungen der Oberflaeche, lediglich unser Geist kann darin Abstraktion entdecken und je nach Gemuetslage subjektiv aufladen.
Holzreste, Abfaelle arrangiert zu einer Funktionsskultur, eine Grundstuecksbegrenzung mit Charme und Lesespielraum, zudem nachhaltig. Was den Spielraum bringt ist die Handschrift des Urhebers. Selber solche Dinge anzufertigen, sich in der Gradwanderung ueben, die kein richtig oder falsch kennt, sondern lediglich die immer wieder erneute Entscheidung, die erst durch Masse automatisch zu einem MOtiv auswaechst, ist eine der Grunduebungen fuer Gestaltung.
Solche Motive sind eher zufaelliger Natur, sie ergeben sich durch Bewgung von Materie. Sie als Motiv wahrzunehmen ist der erste Schritt, Untersuchung kann folgen. Sie blindlings wie eine Marotte zu applizieren ist oberflaechlich. Viel eleganter erscheint, die sog. Zufaelligkeiten zuende zu denken undkausal zu inszeieren, so kommt man eher zu Tiefgang.
Das Stichwort "Kaffeemaschine aus Porzellan" wurde gegeben. Interessant ist, wie Arvid Haeuser sich durch den Werkstoff Porzellan inspirieren laesst. Die sechs Noppen auf dem Deckel dienen uebrigens zum Positionieren der Expressotassen.

Was wuerde aesthetisch oder konzeptionell mit diesem Entwurf passieren, wenn er in Kunstoff reproduziert wuerde, waere die neue Maschine dann nicht trotzdem eine Hommage an Asymmetrie und das Andersartige, nur eben wesentlich erschwinglicher?

Erstaunlich, diese Lackierung wurde von einem Kind als beebdet erklaert - fertig.
Selbst die schaebige Putzlappensammlung auf der heimischen Leine assoziiert die Gebetsfahnen die man von Bildern aud dem Himalaya kennt. Dieser Mechanismus ist wertvoll, weil er dem Menschen ermoeglicht eine Alltagstristesse emotional zu ueberwinden.
Unter dem Guch zeichnet sich eine Maschinengewehr ab, ob echt oder aus Holz interessiert nicht. Es ist durch das Abbild präsent und durch die Umhuellung ein Stueck weit in seiner Bedrohlichkeit entschaerft.
Die Frau scheint von Natur aus auf Umsorgen programmiert, das ist im Sinne des Arterhaltes eine hoechst sinnvolle Programmierung, es handelt sich also nicht um weibliche Hoechstleistung, sondern um "Pflichterfuellung". Ob auch der erwachsene Mann - wie auf dem Bild dargestellt - mit dem Annehmen der umsorgten Rolle sein genetisches Programm erfuellt ist fragwuerdig, denn mglw. handelt es sich bei seinem Verhalten eher um ein kulturell konditioniertes Ueberlebensprogramm.
Stau stehen und Schritt fahren nerven! Diesen bad vibrations mit Smilies zu begegnen ist neu und man sollte annehmen, dass selbst die Fluechtigkeit des Lachens die Situation entschaerfen hilft. Kann sich jeder nur delbst mal beobachten, der Versuch ist in jedem Falle erst mal interessant und bemerkenswert, dass er mit relativem Aufwand realisiert wird.
Die alten Antennen auf den Hausdaechern sind ausgestorben, bei dieser Installation wurde Klassiker an Klassiker (bzw.Ikone desselben) gereiht. Das Ergebnis arbeitet sofort auf emotionaler Ebene, erst im zweiten Schritt mittels Ratio. Das sagt viel aus, ueber das tatsaechliche Funktionieren des Menschen, nicht nur unter Stress, sondern auch und gerade im Zustand der Normalitaet.
Eine brillante Uebersetzung, dass natuerlich alles gesehene miteinander oder untereinander interferiert. Man muss sich schon sehr entspannt fuehlen, um solche Phaenomene jenseits dieser Installation wahr zu nehmen.
Waehrend das Fliesendekor (in grau) konstant bleibt, ist das ueberlagerte Licht-Schatten-Spiel dynamisch und somit wesentlich nachhaltiger, weil kurzweiliger. Handelt es sich bei diesem Schnappschuss um Zufall macht natuerlich die Ueberlegung Sinn, dieses Phaenomen zum Erfreuen der Seele, wesentlich intensiver als bis dato ueblich, zu kultivieren.
Schon die kosmetische Ueberarbeitung einer Werkstattschraubzwinge mittels Fimo domestiziert den Werkzeugklasiker zu einem vielseitigen Haushaltshelfer, nicht nur fuer temporaere Einsaetze (wie im Ursprungskontext) sondern für nachhaltig haltbare Dauereinsaetze ...
so einfach wird der leere Farbpott geliftet
das gilt als Fehler und muss vor dem Handel vom Qualitaetsmanagement aussortiert werden! Die Idee aus der Not die Zugend zu machen und den marmortlook zum Prinzip zu erklaeren macht den Herstellern immer noch keinen Spass
wer haette das gedacht, die kleine runde Brotscheibe (Pumpernickel) laesst sich - vermutlich bedingt durch die Naehe zum Fingerfood - wesentlich besser als nahrhafte Alternative zu meist zuckerhaltigen Naschwerk zB an Kinder darreichen, da funktioniert auch super gut eine fast passgenauen dicke Scheibe frischer Gurke obendrauf ...
der klassische Bueroschubladenschrank ist durch seine Fertigung in Blech ziemlich optimal, was die Raumeffizienz angeht ... lediglich die Optik ist etwas unromantisch -> folglich macht es sind die aesthetische Performance ein bisschen zu BIO-pimpen, das Schraenkchen wird waermer. Die Bretter sind einfache Baumarktzuschnitte. Im Ergebnis faellt keinem der bekannte Unterbau auf, das Ding riecht foermlich nach Holzschraenkchen, erst beim Oeffnen einer Lade, gibt die Nummer sich zu erkennen.